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In the Zone: Wie Dortmund gegen Paris das Finale der Champions League erreicht hat

Die Technischen Beobachter der UEFA analysieren Dortmunds beeindruckenden Sieg im Halbfinal-Rückspiel gegen Paris.

Was braucht man, um ins Finale der UEFA Champions League eizuziehen? Bei all der Aufmerksamkeit, die den aufregenden Offensivstars im europäischen Spitzenfußball zu Recht zuteil wird, treten manchmal andere Qualitäten in den Vordergrund – wie Borussia Dortmund zeigte, als sie sich gegen Paris Saint-Germain durchsetzten und ihr drittes Finale erreichten.

In dieser Analyse, präsentiert von FedEx, hebt UEFA-Spielbeobachter Ole Gunnar Solskjær in Zusammenarbeit mit der UEFA-Abteilung für Leistungsanalyse die hervorragende Defensivleistung der deutschen Mannschaft beim 1:0-Sieg im Parc des Princes hervor – und die von ihrem routinierten Innenverteidiger Mats Hummels verkörpert wurde.

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Paris zieht das Spiel in die Breite

Gegen einen Gegner, der die meiste Zeit des Spiels auf einen kompakten Abwehrblock setzte, versuchte die Heimmannschaft unter anderem, das Spiel in die Breite zu ziehen. Das Video unten beginnt mit einem Beispiel dafür: Mittelfeldspieler Fabián Ruiz lässt sich tief fallen, Außenverteidiger Nuno Mendes schiebt hoch und Kylian Mbappé rückt zwischen Dortmunds Rechtsverteidiger Julian Ryerson und Hummels nach innen.

In the Zone: Pariser Rotationsspiel

Solskjær erklärte: "PSG wollte mit einem 3-4-3-System angreifen und es gab verschiedene Kombinationen auf beiden Seiten. Manchmal war [Ousmane] Dembélé auf der rechten Seite auf der Außenbahn und [Achraf] Hakimi innen, ein anderes Mal war Hakimi auf dem Flügel und Dembélé innen. Auf der linken Seite, wie das Video zeigt, hatte Mbappé die Freiheiten, nach innen zu ziehen, oder bis zur Grundlinie, oder in die Schnittstellen, während Nuno Mendes aufrückte und Fabián Ruiz sich als dritter Innenverteidiger in den Spielaufbau einschaltete."

Clip zwei ist ein zweites Beispiel für die Arbeit des linken Trios, das seine Positionen wechselt und versucht, mit seinen Bewegungsabläufen Lücken zu finden. Laut Solskjær ist das Verschieben einzelner Spieler jedoch weniger ein Problem, wenn eine Mannschaft in der Zone verteidigt, wie es Dortmund in seiner 4-5-1-Formation tat, wenn sie nicht im Ballbesitz waren.

"Sie wollten sich tief fallen lassen, verschieben und in ihren eigenen Zonen arbeiten", sagte Solskjær. "Sie waren nicht so sehr darauf bedacht, den Gegenspielern zu folgen. Gegen ein System mit Manndeckung würde das mehr Probleme verursachen."

Dortmunds defensive Formation

Um ihren 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen, lieferten die Gäste eine Lehrstunde in Sachen Kompaktheit, um Paris im Zentrum zu frustrieren – ein Matchplan von Trainer Edin Terzić, der von Solskjær gelobt wurde. "Er hat die Mannschaft sehr gut eingestellt und ihre Chancen durch die Art und Weise, wie sie verteidigen, maximiert. Mit dem tiefstehenden Block haben sie es Paris nicht erlaubt, durch sie hindurch zu kombinieren, sondern nur in die Breite zu spielen und Flanken zu schlagen."

In the Zone: Die Gelbe Wand

In Clip eins des zweiten Videos wird dies deutlich, wo Dortmund seine gute Organisation unter Beweis stellt.

Für die deutsche Mannschaft bestand die Gefahr darin, dass die schnellen und trickreichen Pariser Angreifer im Zentrum in die Schnittstellen zwischen den Linien eindringen konnten – daher der Gedanke, den Hausherren die Flügel zu überlassen. Und mit den beiden großgewachsenen Innenverteidigern Hummels und Nico Schlotterbeck waren Flanken eher ein ungeeignetes Mittel. Zusammen gewannen die beiden vier ihrer fünf Kopfballduelle.

Im zweiten Durchgang wurde Paris immer stärker und traf viermal Aluminium, und es bedurfte einer gewaltigen Anstrengung, damit die Gäste zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentreffer blieben, was sich in insgesamt acht geblockten Abschlüssen niederschlug.

Solskjær hob die Defensivarbeit der Flügelspieler Jadon Sancho und Karim Adeyemi hervor, die sich bisweilen tief in die Außenverteidigerpositionen fallen ließen. Ein Beispiel dafür ist Clip zwei, in dem Adeyemi und der offensive Mittelfeldspieler Julian Brandt Außenverteidiger Ian Maatsen gegen Hakimi und Dembélé unterstützen. Wie Dortmunds Kapitän Emre Can hinterher sagte: "Es ist unglaublich, wie wir füreinander gearbeitet haben."

Hummels hat alles im Griff

Spieler des Spiels in Paris war völlig zu Recht Hummels, der auch schon bei Dortmunds letztem Final-Auftritt 2013 in Wembley am Start war. Das dritte Video unten beginnt mit seinem Tor, das erst sein fünftes in der Champions League und sein erstes in der K.-o.-Runde seit der Saison 2012/13 war.

In the Zone: Hummels' Brillanz

Neben seinem Tor glänzte der 35-Jährige auch durch seine Führungsqualitäten in der Dortmunder Abwehr. Der Innenverteidiger fing zahlreiche Bälle ab, klärte zehnmal in höchster Not und gewann jede Menge Zweikämpfe.

"Bei Hummels reden wir manchmal über seinen Spielaufbau, aber hier ging es nicht um die Verteidigung bei Ballbesitz oder im Spielaufbau, sondern darum, gut organisiert zu sein, den Strafraum zu schützen, Kopfbälle zu gewinnen, zu blocken, Bälle abzufangen und dafür zu sorgen, dass Mbappé keine Räume bekam, um ins Rollen zu kommen", sagte Solskjær. "Er hat jeden Kopfball gewonnen, bis auf einen, den Marquinhos im zweiten Durchgang knapp neben das Tor setzte."

Clip zwei des Videos zeigt Hummels bei der Arbeit, und es ist hervorzuheben, wie er seine Fähigkeiten einsetzt, um Bradley Barcola zu stoppen.

Hummels' Können zeigt sich auch in der letzten Szene, als er nach einem Pass von Fabián Ruiz die Gefahr rechtzeitig erkennt und ein langes Bein ausstreckt, um Mbappé zu stoppen. "Die Positionierung von Hummels war einwandfrei und auch seine Spielübersicht", sagte Solskjær. "Er hatte immer die Kontrolle."

Welche Rolle spielt das Glück?

Abschließend sei gesagt, dass Fußballspiele nicht nur durch die Strategien der Trainer und das Talent der Spieler entschieden werden. In Paris wurde auch das Glück als Faktor genannt. "Wenn wir die beiden Spiele zusammenzählen, haben wir sechsmal Aluminium getroffen", lamentierte Luis Enrique, der Trainer von Paris. "Das Komische am Fußball ist, dass er nicht immer fair ist."

Solskjær, Manchester Uniteds Matchwinner im Champions-League-Finale 1999, das durch zwei Tore in der Nachspielzeit auf den Kopf gestellt wurde, weiß das so gut wie jeder andere: "Man kann die beste Taktik haben und so gut spielen, wie man kann, aber manchmal ist mehr vonnöten. Sir Alex [Ferguson] hat uns immer alles Gute gewünscht und vor jedem Spiel gesagt: 'Viel Glück'."

Aber kann man sich dieses Glück erarbeiten? "Je mehr man trainiert, desto mehr Glück hat man", bemerkte Solskjær, während er darüber nachdachte, wie wichtig kleine Details sind, wenn es so eng zugeht – wie der Fehlpass von Marquinhos, der den Eckball für Hummels' Tor ermöglichte. "Das ist Konzentration", fügte er hinzu. Marquinhos selbst räumte ein, dass es Paris "an Effizienz mangelte", da sie zwar zu 30 Abschlüssen kamen, aber nur fünf auf das Tor, was dazu führte, dass sie das Duell ohne eigenen Treffer beendeten, wobei die kombinierte xG-Quote (Expected Goals) 4,95 betrug.

Das letzte Wort hatte Terzić. "Wir haben natürlich auch Glück gehabt", sagte der Dortmunder Trainer gegenüber Canal Plus. "Sie haben mehrmals die Latte und den Pfosten getroffen, und das ist es, was man am Ende braucht. Man braucht Durchhaltevermögen, man braucht Glauben, man braucht ein bisschen Glück und man braucht eine gute Energie, und das haben wir heute hinbekommen."

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